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Die Kinderbuchmesse in Bologna

2024 war ich das erste Mal auf der Kinderbuchmesse in Bologna, kurz BCBF (für „Bologna Childrens Book Fair“). Sie findet jedes Jahr im Frühling statt und dauert 3,5 Tage (Mo-Do). Dieses Mal waren ca. 1.500 Aussteller aus aller Welt dort.

Für Illustratoren ist die Messe

  • eine Inspirationsquelle, die euch zeigt, dass jeder Stil im Kinderbuchbereich Platz hat,
  • eine Möglichkeit, sich mit anderen Illustratoren anzufreunden/ Freunde wiederzusehen,
  • lehrreich, wenn man sich einen der vielen Vorträge anhört oder an Workshops teilnimmt,
  • teuer, wenn man sich die Kinderbücher, die einem am besten gefallen, alle kauft,
  • und nicht zuletzt die Chance, mit Verlagen, mit denen ihr zusammenarbeiten möchtet, ins Gespräch zu kommen, euer Portfolio zu zeigen und neue Verlage zu entdecken, zu denen ihr passen könntet.


 

In diesem Blogbeitrag möchte ich euch zu verschiedenen Aspekten eines Bologna-Besuches Tipps geben:

 

 

Vor der Messe (Vorbereitungen):

 

  • Je eher ihr eine Unterkunft bucht, desto günstiger ist es und desto mehr Auswahl habt ihr bei der Lage. Ich empfehle den Stadtbereich zwischen der Messe (die im Nordosten liegt) und dem Stadtkern, sodass ihr sowohl zu Fuß zur Messe als auch zu Fuß in die Innenstadt kommt.
  • Je eher ihr euer Reiseticket bucht, desto günstiger ist es. Ich fuhr mit dem Zug und konnte erst nach dem 15.12. buchen, da erst dann die neue Fahrpläne feststanden.
  • Registriert euch auf der Homepage der BCBF als Illustrator, denn dann könnt ihr (ab Januar) Eintrittskarten mit 50% Rabatt erhalten. Man kann (bislang) ausschließlich mit Kreditkarte zahlen.
  • Wenn ihr auf die Messe fahrt, um euer Portfolio zu zeigen, plant rechtzeitig Zeiten ein, zu denen ihr an neuen Portfoliobildern arbeiten könnt. (Falls ihr nicht sowieso durch aktuelle Projekte neue Inhalte erschafft.)
  • Wenn ihr Einzeltermine mit Lektoren vereinbaren wollt, solltet ihr sie bereits im November/Dezember anschreiben und danach fragen.
  • Wenn ihr noch keine habt, besorgt euch richtig bequeme Schuhe, damit euch die Füße auch nach 9 Stunden stehen und gehen auf hartem Messeboden nicht weh tun.
  • Um sich selbst zu präsentieren, braucht ihr mindestens Visitenkarten, die ihr rechtzeitig drucken lassen solltet.
  • Die Workshops auf der Messe sind kostenlos, aber einige haben eine Teilnehmerbegrenzung. Deshalb gibt es einen Termin X, an dem man sich online für Workshops eintragen kann. Die Plätze sind gewöhnlich innerhalb weniger Minuten weg. Einige dieser Termine sind Portfoliosichtungen. Ich habe mich, weil ich nicht teilnehmen wollte, nicht informiert, wer dort sitzt und Portfolios ansieht, aber auch das lässt sich im Vorfeld recherchieren.


Zur Stadt Bologna

 

  • Ich empfehle, fußläufig von der Messe zu wohnen, da es zwar ÖPNV gibt, aber natürlich die Busse, die zur Messe fahren, morgens und abends komplett überfüllt mit Menschen sind. Es gibt auch einen Radservice in Bologna, Ridemovi, bei dem man über eine App Fahrräder freischalten und nutzen kann. Ich habe das aber noch nicht ausprobiert, bin nur auf meinem Fußweg zur Messe an einigen solchen Rädern vorbeispaziert.
  • Einige Läden haben auch am Sonntag geöffnet. Wenn man also sonntags anreist, in einer Ferienwohnung lebt und noch etwas zum Abendessen einkaufen möchte, ist das bis (bislang) 20 Uhr gut möglich. Wenn man „Lebensmittel Bologna“ googelt, wird man fündig.
  • Das Leitungswasser in Bologna hat Trinkwasserqualität. Es schmeckt ganz leicht nach Chlor, weil das zugesetzt wird, um die Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Die Tage, in denen man gezwungen war, sich Wasser in Flaschen zu kaufen, sind schon lange vorbei, dennoch hält sich diese Erinnerung hartnäckig in den Köpfen der Touristen.
  • Man sollte sich unbedingt auch Zeit für Sightseeing in Bologna nehmen, da die Innenstadt unglaublich schön ist! Wenn ihr es euch also leisten könnt, bleibt lieber ein, zwei Tage länger.


Auf der Messe

 

  • Die Messe öffnet um 9 und geht Mo, Di und Mi bis 18:30 und am Do bis 15 Uhr. Gewöhnlich bildet sich morgens eine lange Schlange vor einer der drei Eingangstüren. Ich muss gestehen, dass ich das nicht verstanden habe, da alle drei Türen geöffnet werden und man sich deshalb theoretisch vor allen dreien anstellen kann.Für mich gab es zugleich aber keinen erkennbaren Grund, weshalb man als einer der ersten Besucher die Messe betreten muss. Zwar wird die Illustrators Wall sehr schnell zugeklebt, aber auch nicht SO schnell, dass man nach 5 min keinen Platz mehr darauf hätte.
  • Illustrators Wall: In der Eingangshalle, in der keine Verlagsstände stehen, befinden sich viele weiße Wände, an denen Illustratoren ihre Kontaktdaten und Bilder aufhängen. Jeder darf hier so viel er will anbringen, aber andere Illustrationen zu ÜBERkleben ist ein No-Go. Ich denke, die meisten hoffen, dadurch einen Art Director oder Lektor auf sich aufmerksam zu machen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass das so wahrscheinlich ist wie ein Lottogewinn, und dass die meisten Menschen, die sich Zeit nehmen, die tausenden Bildchen an der Illustrators Wall anzusehen, selbst Illustratoren sind. Was einem zumindest ein paar neue Follower auf IG bringen kann.
    Wenn die Wand voll ist, beginnen die Künstler, ihre Visitenkarten etc. direkt davor auf den Boden zu legen. Das ist auch erlaubt.
  • Auf der Messe ist das Mitbringen von eigenen Speisen und Getränken erlaubt. Ich hatte eine Wasserflasche dabei, die ich an den Wasserhähnen der Toiletten immer wieder auffüllte, und Nuss-Dattel-Riegel als schnelle Energielieferanten in der Tasche. Zwar gibt es auch Imbisse auf dem Messegelände, aber ich wollte nicht riskieren, dort in einer Schlange stehen zu müssen, während ich stattdessen bei einem Verlag für eine Mappensichtung anstehen könnte.
  • Portfoliostunden: Ich habe außerhalb des deutschsprachigen Verlagsbereichs nur vereinzelt Aufsteller gefunden, die auf Portfoliostunden hinweisen. Es scheint eher etwas für den D-A-CH-Raum Übliches zu sein. Dort jedoch hatten wirklich sehr viele der Verlage Schilder aufgestellt, auf denen man die Zeiten, zu denen Mappen angeschaut wurden, finden konnte. Einen kleinen Eindruck davon hab ich auf Instagram gepostet, falls es jemanden interessiert, wie so etwas aussehen kann.
    Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch bei nicht-deutschsprachigen Verlagen Portfoliosichtungen bekommen kann. Man muss eben danach fragen, und manchmal ist jemand dort, der dafür zuständig ist, und manchmal nicht.
    Weshalb ihr, wenn ihr sowieso in Frankfurt auf der dortigen Buchmesse zu Portfoliostunden von D-A-CH-Verlagen gehen könntet, in Bologna zu diesen Verlagen gehen solltet?
    Müsst ihr nicht. Ihr könnt auch ausschließlich die nicht-deutschsprachigen Verlage abklappern und dort Kontakte knüpfen. Ich persönlich war das letzte Mal 2018 mit Portfolio auf einer Buchmesse (eben der FBM), dementsprechend war Bologna für mich eine gute Gelegenheit, um mich D-A-CH-Verlagen endlich mal wieder zu zeigen.
  • Neue Verlage für sich entdecken: Ich empfehle, die Messe bewusst dafür zu nutzen, mit wachem Auge durch die Messehallen zu schlendern, auf der Suche nach Stilen, die euch zu eurem eigenen passend erscheinen. Bei diesen Verlagen solltet ihr nachfragen, ob sie noch neue Illustratoren suchen, und euch Kontaktdaten geben lassen oder, falls ihr keine bekommt, zumindest den Verlagsnamen notieren. Spätestens im Onlineverzeichnis der Aussteller der BCBF könnt ihr dann die Webseite des Verlages finden und dort nach Bewerbunsgmodalitäten suchen.
    Gewöhnlich nehmen die Personen am Stand aber sehr gerne eure Visitenkarte, um sie den Art Directors oder den Lektoren weiterzugeben. Ich habe kein einziges Mal erlebt, dass man mich einfach so weggeschickt hätte.
  • Buchverkauf: Tatsächlich verkaufen viele Verlage auf der Messe auch ihre Bücher. Daneben gibt es im ersten Stock einen großen Buchladen. Man kann also sehr viel Geld gegen sehr viel Papier tauschen, wenn man möchte. Manch einer nimmt extra einen leeren Koffer mit nach Bologna, um ihn mit Büchern, die es eventuell niemals nach D-A-CH schaffen, und die man sonst nie wieder sieht, zu füllen.
    Manche Verlage verschenken die Bücher, die sie mithatten, am Donnerstag während des Abbaus der Stände. Dazu konnte ich leider keine Erfahrungen sammeln, da ich an dem Tag nicht auf der Messe sein konnte.
    Mir wurde aber am Mittwoch ein Buch geschenkt, dementsprechend denke ich, dass es kein Gerücht ist.

 

Nach der Bolognareise:

 

  • Wenn ihr Kontakte zu Verlagen geknüpft habt, solltet ihr nicht auf das „Follow up“ vergessen. Die meisten Illustratoren gehen zwar auf Messen, melden sich aber nicht danach per Mail bei den Kontakten, die sie erhalten haben. Ich selbst habe 2018 nach dem Besuch der FBM kein einziges Portfolio an die Lektoren, von denen ich Karten erhalten hatte gesendet. Die Zeit verging so schnell und plötzlich erschien es mir zu lang her, um mich noch zu melden… diesmal passiert mir das nicht. ;)
    Selbst dann, wenn ihr „nur“ eure Karte abgeben konntet, solltet ihr euch notiert haben, bei welchem Verlag ihr sie gelassen habt und dann nicht passiv abwarten, ob sich jemand bei euch meldet, sondern recherchieren, wie man sich bei diesem Verlag bewirbt und das auch machen.
  • Wenn ihr Karten von der Illustrators Wall mitgenommen habt, könnt ihr mit den Künstlern in Kontakt treten, um eventuell Freundschaften aufzubauen und sich vielleicht im kommenden Jahr auf der nächsten Buchmesse zu treffen.
  • Und ich empfehle, die schönsten Erlebnisse der Reise in einem Tagebuch oder Blog festzuhalten. :D Aber das ist dann für euch persönlich und hat nichts mit der Karriere zu tun.


 

P.S.: Wenn ihr bereits die FBM oder LBM kennt, interessiert euch eventuell auch der Gastbeitrag, den ich für die Kinderbuchmanufaktur verfasst habe und in dem ich die drei Messen vergleiche: Vergleich BCBF, LBM und FBM

 

Kontaktdaten:

 

Maria "Mimi" Hecher

Mail: mail@portfoliocoach.de

Portfolio: hecher-illustration.com

SocialMedia: instagram.com/mimihecher