Kinderbuch-Coaching

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Das Portfolio


 

Die häufigsten Fragen zum Portfolio sind:

Was soll ich ins Portfolio reingeben?

Wie viele Bilder sollen ins Portfolio?


 

Daher möchte ich zu diesen beiden Fragen kurz Antworten geben, bevor ich nochmal ausführlicher mit ein paar Tipps auf das Thema eingehe.

Was sollt ihr also für Bilder in euer Portfolio geben?

Bilder, die das zeigen, was ihr zukünftig für eure Auftraggeber machen wollt. Wollt ihr Bilderbücher illustrieren, müssen Bilderbuchillus ins Portfolio. Wollt ihr Sachbücher illustrieren, müssen realistische Illustrationen ins Portfolio. Wollt ihr Graphic Novels für Kinder illustrieren, müssen Comicseiten ins Portfolio. Wollt ihr für Geschenkpapier und Stoffe illustrieren, müssen kindgerechte nahtlose Muster in euer Portfolio.

 

Wie viele Bilder sollen ins Portfolio?

Da gibt es keine offiziellen Regeln, deshalb kann ich hier nur meine eigene Meinung und Erfahrung weitergeben: Weniger ist mehr. Wenn das einzige, was euch vom Versenden des Portfolios abhält, die Tatsache ist, dass ihr erst 5 Bilder dafür fertig habt und einfach nicht dazu kommt, ein sechstes und siebtes zu zeichnen, ist es besser, die 5 Bilder rauszuschicken als noch länger zu warten.

Niemand hält euch davon ab, euch ein weiteres Mal bei den Personen, denen ihr es geschickt habt, zu melden, sobald die nächsten Bilder fertig sind. Dieser Weg – sich regelmäßig mit neuen Werken zu melden - wird sogar von vielen professionellen Illustratoren empfohlen!


 

Nachdem diese beiden brennenden Fragen beantwortet sind, gibt es noch einige andere Punkte beim Portfolio zu bedenken.

Ich habe mir selbst, als ich mit dem Illustrieren anfing, etliche Videos, Podcasts, Tutorials, Blogbeiträge etc. zu dem Thema zu Gemüte geführt, und es lief immer wieder auf dasselbe hinaus:

 

 

Tipp 1: Erst denken, dann zeichnen – das dann mit Fokus

 

Fertigt euer Portfolio nicht „einfach so drauf los“ an. Natürlich ist wichtig, dass euch die Bilder auch Spaß machen, die ihr hineingebt, aber nichtsdestotrotz solltet ihr einige Punkte bedenken:

An welchen potentiellen Auftraggeber werdet ihr das Portfolio schicken? Anders gesagt: WO und WAS möchtest ihr arbeiten?

 

Nehmen wir mich als Beispiel: Ich möchte am liebsten Bücher für 6-10-Jährige illustrieren.
Für diese Bücher braucht es (wie ich dadurch weiß, dass ich in eine Buchhandlung ging und entsprechende Bücher durchgeblättert habe):

  • Farbige Cover mit Charakteren, die zwischen 8 und 12 Jahre alt sind (oder Tiere)
  • Jede Menge farbige oder schwarz-weiße Vignetten von allen möglichen Dingen und Figuren
  • Vor/Nachsatz-Illustrationen, also voll ausgestaltete Doppelseiten, die aber eher dekorativen Charakter haben und nicht zwangsläufig eine Geschichte erzählen müssen. Wie z.B. das unaufgeräumte Zimmer des Hauptcharakters, oder sein/ihr Wohnhaus.

(Falls euch „Vor/Nachsatz“ nichts sagt: Den gibt es nur in Hardcover-Büchern. Das sind die Seiten, die mit dem Umschlag des Buches zusammengeklebt sind. Also die erste und letzte Doppelseite des Buches.)

 

Dementsprechend bringt es nichts, wenn ich Bilderbuchbilder in mein Portfolio gebe.

Es bringt nichts, wenn ich nur Kinder, die 0-6 Jahre alt sind, zeichne.

Es bringt auch nichts, Aktstudien oder abstrakte Kunst in mein Portfolio zu packen.

Ich muss Bilder anfertigen, die theoretisch 1:1 genau aus der Mappe heraus in den Druck genau der Sparte, die ich bedienen will, gehen könnten.

Traurig aber wahr: Ich musste nach 2 Jahren Bilderbuchillustration für Selfpublisher entsetzt feststellen, dass ich nichts der bisherigen Werke in mein Portfolio geben konnte, weil ich doch eigentlich in eine andere Sparte wollte als die, in der ich mich befand.

 

Ihr solltet also bestenfalls erst wissen, wo ihr hinwollt, denn dann könnt ihr euch auch gezielter bewerben.

 

Dazu gehört auch thematische Recherche/Überlegung. Manche Verlage bringen nur Non-Fantasy heraus, andere ausschließlich Fantasy, etc. pp.. Ihr solltet euch im Klaren sein, welches Genre ihr illustrieren wollt. Der Vorteil, wenn ihr euch hier fokussiert, ist, dass ihr dann als „DIE Person für das Thema xxx“ bekannt werden könnt. Z.B. werden so gut wie immer Leute gesucht, die Pferde zeichnen können und wollen. In meinem Fall hat es sich ergeben, dass ich auf dem besten Weg bin, „DIE Illustratorin für Weihnachtsbilder“ zu werden.

Wenn man dann erstmal für einen Verlag zu dem speziellen Thema etwas gezeichnt hat, kann man darauf aufbauen und andere Themen anbieten.


 

Wenn ihr jetzt sagt: „Mich interessiert aber ALLES im Kinderbuchbereich, jedes Thema, jeder Programmbereich!“ dann sage ich:

Ok, kein Ding, das ist ja gut so!

Aber was davon reizt euch jetzt in diesem Augenblick am meisten? Ihr könnt ja immer noch, wenn das Pappenbuchportfolio fertig ist, ein Bilderbuchportfolio anfertigen. Niemand verbietet, mehrere Portfolios für verschiedene Bereiche rauszusenden. Im Gegenteil, das ist sogar etwas, was viele erfolgreiche Illustratoren empfehlen: Sich immer wieder mit neuen Bildern bei Verlagen zu melden und ihnen in Erinnerung zu rufen, dass man existiert.


 

Fokussiert zu sein bringt euch schneller ans Ziel. Wenn es sich für euch aber falsch oder langweilig anfühlt, ein spezialisiertes Portfolio anzufertigen, ist mir wichtig zu betonen: Das Portfolio sollte sich gut für euch anfühlen und das Anfertigen Spaß machen und was ich hier von mir gebe, sind nur meine ganz persönlichen Ansichten und keine Gesetze! :)


 

Tipp 2: Weniger ist mehr – auch beim Stil

 

Beschränkt euch auf maximal zwei Stile. Ja, es mag sein, dass es euch total viel Spaß macht, euch auszuprobieren und mit eurem Stil zu spielen. Ich kenne das, ich hab das die ersten zwei Jahre meiner Karriere so gemacht. - Ich bekam in der Zeit aber keine Aufträge von Verlagen, sondern nur von Selfpublishern.

Ein Lektor muss mehrere Bilder im gleichen Stil sehen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ein ganzes Buch in diesem Stil aussehen könnte. Und ihr beweist damit, dass ihr diesen Stil konsistent reproduzieren könnt und das eine Bild nicht nur ein Zufallsprodukt ist.

Diese Empfehlung nehmt bitte wirklich ernst. Wählt einen, maximal zwei eurer Stilrichtungen, mit denen ihr starten wollt und gestaltet aus diesem einen oder diesen beiden ein Portfolio. Wenn ihr dann eure ersten Aufträge bekommen und somit Verlagskontakte habt, könnt ihr den Lektoren, die ihr dann persönlich kennt, immer noch weitere Stile anbieten.

Es geht schlicht darum, dass ihr davon profitiert, wenn Lektoren einen bestimmten Stil mit eurem Namen verbinden und sie, wenn für ein Projekt so einen Stil suchen, sofort an euch denken.

 


Tipp 3: Zeigt nur das Beste von dem, was ihr habt

 

Wenn ihr bereits einen bestimmten Stil verfolgt, dann muss der Lektor nicht 20 Versionen derselben Figur sehen.

Besser ist es, wenn ihr nur eure allerbesten Bilder ins Portfolio gebt. Alles, bei dem ihr Gedanken wie: „Naja, das ist drei Jahre alt, da wusste ich noch nicht so viel über Aquarell“ oder Ähnliches habt, sollte auf gar keinen Fall im Portfolio sein!

Lieber 5 herausragende Bilder und sonst nix, als 10 Stück und 5 davon empfindet ihr selbst als mittelmäßig. Ihr könnt, wenn ihr bei eurer Vorauswahl unsicher seid, auch in eurem Bekanntenkreis herumfragen. Zeigt kommentarlos (um die Reaktion nicht zu beeinflussen) das Portfolio und stellt nur diese eine Frage: „Welches Bild findest du am besten und welches am uninteressantesten?“

Wenn ihr das 10 Personen fragt, habt ihr einen Eindruck davon, was ihr besser aus dem Portfolio weglassen solltet. Aber Vorsicht: Entfernt nur Bilder, bei denen mehr als eine Person sagte, dass sie es nicht gut findet! Wenn ein Bild nur von einer Person schlecht bewertet wurde und die anderen es gut fanden, dann ist die Bewertung persönlichem Geschmack zuzuschreiben. Deshalb ist es wichtig, mehrere Personen zu fragen!


Ihr könnt auch gern mich fragen, schreibt mich einfach an - mail(a)portfoliocoach.de. Bitte achtet darauf, dass euer Portfolio nicht größer als 5 MB ist, damit mein Postfach nicht überläuft.

Ich kann auf Wunsch auch gern meine illustrierende Schwester Bibi noch zu ihrer Einschätzung heranziehen, dann habt ihr bereits zwei Meinungen! :)

Allerdings mache ich das, da es ja Zeit kostet, nur für Portfolios, die nicht mehr als 15 Bilder enthalten. Also, trefft die Vorauswahl erst selbst. Und schreibt mir auch, für welchen Programmbereich/welche Alterskategorie das Portfolio gedacht ist. Nennt mir also euer Ziel. Sonst hilft euch mein Feedback nicht.


Da es professionelle Services gibt, die euch fundiertes, genaues Feedback zu eurem Portfolio geben, und diese Services nicht kostenfrei sind, bekommt ihr wirklich nicht mehr als die Info, welche Bilder ich persönlich am besten und welche am schwächsten finde. Keine Begründung. Ich kann es mir leider derzeit nicht leisten, Stunden in kostenlose Portfoliofeedbacks zu investieren. Wenn ihr ein genaueres Feedback möchtest, könnt ihr das z.B. von Meike Teichmann bekommen: https://www.illustratorencoaching.de/kurse . Derzeit bietet sie Einzelcoachings an, bei denen der Coachee das Thema bestimmt – was in diesem Fall eben das Portfolio wäre. Die Angebote wechseln aber immer wieder mal. (Das ist keine bezahlte Werbung, ich find einfach nur gut, dass sie das anbietet! ;D )


Bestimmt hilft euch auch dieser Hinweis dabei, euer Portfolio einzuschränken: ihr werdet nach dem schwächsten Bild in eurem Portfolio bewertet! Der Lektor muss mit dem „worst case“ rechnen, wenn er euch bucht. Also damit, dass alle Bilder qualitativ dem schlechtesten in eurem Portfolio entsprechen. Also achtet darauf, dass keine schwachen Bilder drin sind.


 

Tipp 4: Reihenfolge der Bilder

 

Startet mit dem allerbesten eurer Bilder und endet mit dem zweitbesten. So startet der Lektor mit einem Anblick, der Lust auf mehr macht, und selbst, wenn zwischendrin ein schwächeres Bild ist, kommt am Ende noch ein Wow-Effekt.

Der erste und letzte Eindruck sind psychologisch (nicht nur bei Portfolios) die Wichtigsten und ihr setzt genau dort die Impulse.


 

Tipp 5: Formatierung: Die meisten möchten Gesamt-PDFs

 

Sendet euer digitales Portfolio als ein einziges PDF mit möglichst geringer Größe (aber achtet darauf, dass die Komprimierung nicht dafür sorgt, dass eure Illustrationen komplett verpixelt sind) – gewöhnlich steht auf den Infoseiten der Verlage, was die maximale Größe des PDF/der Email sein soll. Sendet keinesfalls lauter einzelne Bilder, da ihr damit den Lektoren die Arbeit macht, alle einzeln öffnen und ggf. an einen Zielort speichern zu müssen. Das hinterlässt keinen guten Eindruck. (Falls es einen Verlag gibt, der in seinen Vorgaben zur Manuskripteinsendung explizit einzelne Bilder wünscht, dann gilt meine Aussage natürlich für diesen Verlag nicht!)

Bei einem digitalen Portfolio ist es egal, ob Bilder hochkant oder quer oder gemischt sind, solange ihr das PDF so baut, dass alle richtig herum gedreht erscheinen.

Bei einem postalisch gesendeten Portfolio solltest ihr ebenfalls darauf achten, dass alles korrekt gedreht erscheint. Hier müssen die Bilder, anders als beim digitalen PFD, nicht zu einem einzigen Dokument „gebunden“ sein. Es kann von Vorteil sein, wenn der Lektor sich die Bilder, die er am besten findet, herauspicken kann.

Bei Illustratorenstunden auf einer Buchmesse ist es unpraktisch, wenn euer Portfolio so aufgebaut ist, dass der Lektor es immer mal wieder um 90 Grad drehen muss. (wenn ihr z.B. Ausdrucke in eine Mappe voller A4-Klarsichthüllen gepackt habt), daher achtet auch hier bitte darauf, es so aufzubauen, dass das nicht nötig wird.

 

Ergänzt bei jedem eurer Bilder eure Kontaktdaten (Emailadresse und Name müssten genügen, damit es nicht so überladen wird), denn im Verlag kann es sein, dass der Lektor, der mit euch zusammenarbeiten möchte, nur ein einziges eurer Bilder mit zur Programmsitzung nimmt. Da ist es günstig für alle Beteiligten, wenn eure Kontaktdaten darauf zu finden sind.

 

Ein schönes Layout macht beim Portfolio einen besseren Eindruck, ist aber nicht zwingend nötig. Ich bin meistens zu faul dafür und bekomme trotzdem Aufträge. Wenn ihr aber das Allermeiste rausholen möchtest und deshalb Tipps zur optischen Aufbereitung des Portfolios braucht, kann euch auch hier die oben bereits erwähnte Meike Teichmann bei einem Einzelcoaching weiterhelfen: https://www.illustratorencoaching.de/kurse/einzelcoaching/ (Immer noch keine bezahlte Werbung.)

Kontaktdaten:

 

Maria "Mimi" Hecher

Mail: mail@portfoliocoach.de

Portfolio: hecher-illustration.com

SocialMedia: instagram.com/mimihecher