Möchtest du informiert werden, wenn ein neuer Blogeintrag erscheint?
Ich gratuliere euch, wenn ihr den Schritt gewagt und euer Portfolio an Verlage, mit denen ihr zusammenarbeiten wollt, versendet habt!
(Wenn ihr noch an dem Punkt steht, dass ihr gar nicht wisst, was ins Portfolio reinsoll, lest diesen Beitrag: https://www.kinderbuchcoach.de/Alles-%C3%BCber-Kinderbuch-Portfolios#wbb1 )
Ab jetzt kommt eine vermutlich für die meisten eher unangenehme Phase: Ihr müsst warten.
Den meisten, die das erste Mal Portfolios verschickt haben, geht es so, dass in der ersten Woche danach jedes Klingeln des Smartphones und jeder Blick in den Email-Posteingang für Aufregung und/oder Angst sorgt, oder man so unruhig ist, dass man seine Emails halbstündlich prüft.
Wie lange ihr auf eine Rückmeldung vom Verlag warten müsst, kann ich euch leider nicht prophezeien. Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen: Ich hatte sowohl Reaktionen am nächsten Tag, als auch nach zwei Monaten, als auch gar keine Reaktion.
Das bedeutet, der erste Schritt nach dem Versenden des Portfolios ist, Ruhe zu bewahren und bestenfalls zu vergessen, dass man überhaupt was rausgeschickt hat.
Wenn dann eine Reaktion kommt, gibt es drei Möglichkeiten, wie diese aussieht:
Es ist meistens kein gutes Gefühl, wenn man sich zuerst darüber freut, dass eine Antwort kam, um dann feststellen zu müssen, dass der Inhalt der Antwort in etwa so lautet (Original, das ich mal bekam):
„Liebe Mimi Hecher,
vielen Dank für Ihre nette Mail! Wir haben uns sehr gefreut, dass Sie uns Ihr Portfolio zugesendet haben. Ihre Bilder sind sehr schön, leider passt Ihr Stil jedoch nicht in unser momentanes Programm.
Wir wünschen Ihnen alles Gute und ganz viel Erfolg für die Zukunft!
Herzliche Grüße
XXXXX"
Solche Reaktionen könnt ihr minimieren, indem ihr von Vornherein nur an Verlage schreibt, die eurer Meinung nach ähnliche Stile wie den euren abdrucken.
In diesem Fall wird die Email beispielsweise so lauten (auch Original):
„Liebe Mimi Hecher,
Ihr Portfolio gefällt mir sehr gut und wir kommen gern mit geeigneten Projektideen auf Sie zu.
Vielleicht lässt sich ja in 2024 gemeinsam etwas Schönes realisieren.
Ich hoffe, Sie hatten schöne Feiertage und starten gut ins neue Jahr.
Ich wünsche Ihnen viel Glück, Erfolg und Gesundheit für 2024!
Herzliche Grüße
XXXXX“
Bevor ihr jetzt jubelt, dass ihr bald einen Auftrag bekommt: So ist es nicht.
Es können Jahre vergehen, bis ihr bei einem Verlag, zu dem euer Stil „prinzipiell“ passt, ein Buch illustriert. Es kann auch sein, dass es nie geschieht.
Es ist ein schönes Kompliment und ein erster Schritt, so eine Email zu erhalten. Was sie aber vor allem bedeutet: Hier solltet ihr am Ball bleiben und den Kontakt halten!
Als allererstes bedankt ihr euch. Eine sehr kurze Email mit einem Text wie:
„Herzlichen Dank für die Rückmeldung, ich freue mich, dass Ihnen mein Stil gefällt! Ich melde mich gerne wieder bei Ihnen, sobald ich ein paar neue Portfoliobilder fertig habe.“
Seht euch als nächstes von diesen Verlagen das aktuelle Programm, bzw. die aktuellsten Programmvorschauen an (dazu googelt ihr den Verlagsnamen und das Wort „Programmvorschau“ und kommt hoffentlich bei einem der ersten Suchergebnisse bereits zu einem PDF, das alle im nächsten Halbjahr erscheinenden Titel mit Cover enthält) und macht euch bewusst, welche Themen am häufigsten vorkommen.
Nun fertigt ihr gezielt zu diesen Themen – sofern es welche sind, die euch zeichnerisch reizen! - 4-5 weitere Portfoliobilder an. Sobald das neue Portfolio fertig ist, schreibt ihr genau der Lektorin, die euch gemailt hat.
Auch jetzt könnt ihr euch textlich kurz halten – das Relevante sind ja eure Bilder. Die Email könnte z.B. so aussehen:
„Liebe Frau XXX,
ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie können das schöne Wetter genießen.
Ich hatte Ihnen angekündigt, mich wieder zu melden, sobald ich neue Bilder herzuzeigen hätte, und nun ist es soweit. Ich hoffe, Ihnen gefällt, was Sie sehen.
Herzliche Grüße
YYY“
(Wenn das Wetter derzeit schlecht ist, schreibt ihr natürlich eher etwas wie: „und Sie haben trotz des schlechten Wetters einen tollen Tag.“)
Wozu der erste Satz gut ist? Er macht die Email persönlicher. Es ist schön, zu lesen, dass einem jemand etwas Gutes wünscht. Die Lektoren, mit denen ich zusammenarbeite, fangen regelmäßig mit einer persönlichen Note an, indem sie fragen, wie es mir geht, oder kurz erzählen, weshalb es so lange dauerte, dass sie sich zurückmeldeten. ;) Wir sind alle Menschen und im Kinderbuchbereich geht es in den meisten Fällen warm und freundlich, und nicht übertrieben förmlich zu.
Man kann auch der Verabschiedung eine persönliche Note geben, indem man z.B. etwas schreibt wie: „Verschneite Grüße aus dem winterweißen Leipzig“ o.Ä..
Die persönliche Note steigert tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass der Lektor an euch denkt, wenn er für ein Projekt jemanden sucht!
Betrachtet Lektoren als Gleichgesinnte: Auch sie arbeiten freiwillig in einem meistens stressigen und unterbezahlten Beruf, weil sie es lieben, sich mit der Entstehung dieser Bücher zu beschäftigen. Das habt ihr mit ihnen gemeinsam, und das wissen sie.
Ihr wollt dasselbe erschaffen, nehmt dabei lediglich unterschiedliche Aufgaben wahr. Aber ihr brennt für dasselbe Thema, das darf man ruhig auch fühlen.
Zurück zum Portfolio. Ihr habt euer zweites Portfolio versendet und vermutlich wird sich die Lektorin bedanken.
Und jetzt?
So macht ihr weiter. Solange ihr keine Aufträge habt, an denen ihr arbeiten könnt, macht ihr immer weiter neue Portfoliobilder, haltet den Kontakt zu Lektoren, die euch bereits gut finden, und schreibt neue Verlage an, die euch noch nicht kennen.
Bis eines Tages folgende Email-Variante eintrifft:
Vorsicht! Auch eine Anfrage bedeutet noch nicht, dass ihr den Auftrag in der Tasche habt.
Es kommt häufig vor, dass mehrere Illustratoren angefragt werden. Oder der Lektor, der euch schreibt, hat nicht das letzte Wort in der Angelegenheit.
So eine Email kann z.B. so aussehen (diesmal kein Original, nur meine Wunschvorstellung):
Betreff: Projektanfrage
„Liebe Frau Hecher,
mein Name ist Xxx Xxxx und ich bin Lektorin beim XXX Verlag.
Für unser Herbstprogramm 20XX planen wir einen Kinderroman mit dem Thema Drachen. Da mir die Drachen in Ihrem Portfolio sehr gut für das Projekt zu passen scheinen, kann ich Sie mir gut als Illustratorin vorstellen.
Für den Roman bräuchten wir eine Coverillustration und ca. 20 Innenvignetten in Farbe.
Das Manuskript ist noch in Arbeit, aber bis XX.XX. kann ich es Ihnen zur Verfügung stellen.
Losgehen könnte es dann ab XX.XX. und die fertigen Reinzeichnungen benötigen wir bis XX.XX..
Hätten Sie Zeit und Lust auf ein solches Projekt? Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen. Gerne können wir auch einmal telefonieren, um über das Projekt und die weiteren Details zu sprechen.
Herzliche Grüße
XXX XXX“
Es kann aber auch sein, dass mehr, oder weniger, oder andere Infos in der Anfrage preisgegeben werden. Z.B. könnte bereits ein Honorarangebot enthalten sein, oder die Auflagenhöhe.
Oder es könnte ein Hinweis enthalten sein, dass man lediglich in der Programmrunde als Illustrator VORGESCHLAGEN wird. In diesem Falle wird meist von einer „unverbindlichen“ Anfrage gesprochen.
In jedem Falle empfehle ich, auf so eine Anfrage so schnell wie möglich zu antworten und – ohne Zusage zum Projekt zu machen – einen Telefontermin oder sogar Videotelefonie vorzuschlagen.
Z.B. so:
„Liebe Frau XXX,
ich freue mich sehr, dass Sie bei diesem Projekt an mich gedacht haben, und es klingt sehr interessant für mich.
Ich würde mit Ihnen diesbezüglich gerne telefonieren/videotelefonieren. Wann hätten Sie dazu Zeit? Mir ist es in den kommenden Tagen zwischen XX und XX möglich.
Herzliche Grüße
XXX“
Bei dem Telefonat/Videotelefonat fragt ihr am besten erst einmal Dinge, die nichts mit dem Projekt selbst zu tun haben, sondern macht ein wenig Smalltalk. Wie ist das Wetter? Wie lange ist der Lektor schon in dem Verlag? Was hat er/sie davor gemacht? Welche Aufgaben hat dieser Lektor in seiner Rolle als Lektor in diesem Verlag zu erfüllen (da gibt's von Verlag zu Verlag Unterschiede)?
Meine Erstgespräche mit Lektoren sind meistens erstmal 5-10 min Smalltalk, bevor wir über Projekte reden.
Dann, wenn eine persönliche Basis geschaffen ist und man gemeinsam gelacht hat, wird der Lektor entweder selbst das Gespräch auf das Projekt lenken, oder ihr macht es.
Lasst euch genauer beschreiben, was euch erwartet. Wenn ihr unsicher seid, schreibt euch im Vorfeld die Fragen auf und schielt dann auf den Spickzettel, wenn ihr im Gespräch den Faden verliert. Ich habe während solcher Gespräche sowieso immer Heft und Stift zur Hand und mache mir Notizen (und sage das auch dem Lektor, mit dem ich rede – bislang war die Reaktion immer ein: „Oh, wie gut Sie vorbereitet sind!“).
Ihr könnt z.B. fragen (falls diese Dinge nicht schon in der Anfragemail beantwortet wurden):
Und wie es dann weitergeht, falls es zu einer Zusammenarbeit kommt, schreibe ich in einem anderen Blogbeitrag, weil dieser hier sonst zu lang wird. :D
Zum Abschluss noch ein Exkurs zum Thema „Honorar“:
Im Verlagswesen ist es sehr verbreitet, dass der Illustrator an den Verkäufen der Bücher prozentual beteiligt wird. Das nennt man „Tantiemen“. (Unüblich sind Tantiemen, wenn man nur das Cover illustriert, oder nur das Cover und eine einzige Innenvignette für die Kapitelanfänge.)
Die Bezahlung, die man vor Erscheinen des Produkts für die geleistete Arbeit erhält, ist dann ein Vorschuss auf die Tantiemen. Ein Beispiel: Ihr illustriert ein Bilderbuch und bekommt pro verkauftem Buch 70 Cent Beteiligung, und einen Vorschuss von 4.900 Euro.
Der Verlag muss nun zunächst 7.000 Bücher (0,70 x 4.900 = 7.000) verkaufen, bevor ihr weiteres Einkommen aus Tantiemen generiert.
Häufig übersteigt der Vorschuss die Tantiemen, die man aus dem Verkauf der gesamten ersten Auflage generieren würde.
Und die meisten Bücher verkaufen sich nicht gut genug, als dass sie weitere Tantiemeneinnahmen bringen. Deshalb ist es vorteilhaft, einen möglichst hohen Vorschuss herauszuhandeln.
Bei manchen Angeboten steht bereits in der ersten Email, welches Budget zur Verfügung steht. Wenn dem nicht so ist, fragt ruhig nach dem Budget. Gewöhnlich werden Bücher, bevor die Entscheidung zugunsten ihrer Produktion ausfällt, mehrfach „kalkuliert“ und für diese Kalkulationen wird auch ein Wert für die Kosten der Illustration eingetragen. Dementsprechend gibt es auf Verlagsseite bereits Vorstellungen davon, wie viel Geld für das Projekt maximal zur Verfügung steht.
Das darf man dann auch erfragen, nur keine falsche Scheu!
Gewöhnlich ist es relativ wenig Geld, gemessen an der Zeit, die man in das Illustrieren investiert. (Außer, ihr seid beim Zeichnen/Malen sehr schnell.)
In den meisten Fällen lässt sich nachverhandeln, sodass 5-20% mehr Vorschuss daraus werden.
Kontaktdaten:
Mail: mail@portfoliocoach.de